Aus dem Leben eines Filesharers – Teil 2: Napster, der Aufstieg, der Fall

Irgendwann um 1998/99 kam dann die große Revolution, die den Siegeszug des MP3 Formats einläutete: Ein junger Student namens Shawn Fanning hatte es satt, sich durch unzählige Websites kämpfen zu müssen, nur um an einen bestimmten Song zu kommen. Also entwickelte er Napster, ein P2P Netzwerk, spezialisiert auf das Tauschen von MP3 Files. Und Napster schlug ein wie eine Bombe. Zum ersten Mal mussten Songs nicht mehr umständlich auf irgendwelche Websites oder FTP Server geladen werden, um sie anderen zugänglich zu machen.
www.napster.com (archive.org),”What is Napster”, 03.11.1999

So, what the heck is Napster?
Napster is a completely new way of thinking about music online.
Imagine…an application that takes the hassle out of searching for MP3s. No more broken links, no more slow downloads, and no more busy, disorganized FTP sites. With Napster, you can locate and download your favorite music in MP3 format from one convenient, easy-to-use interface.

Am Napster Server wurde eine Liste aller MP3s aller eingeloggten User geführt, die nach belieben durchsucht werden konnte. Wollte man einen Song haben, stellte Napster automatisch eine Direktverbindung zum Besitzer des Songs her und schon flossen die Bytes. Dumm nur, wenn der Benutzer, von dem man gerade herunterlud, sich plötzlich dazu entschloss, das Internet zu verlassen. Da konnte man schon mal auf einem halbfertigen Songfragment sitzenbleiben, weil sich der Eigner des vollständigen Files einfach nicht mehr zeigte. Außerdem war das Fortsetzen eines Downloads ein Feature, das nie wirklich komplett implementiert wurde. Also war es ratsam, sich vor dem Download mit der betreffenden Person in Verbindung zu setzen, und zu erfragen, wie lange diese denn noch im Internet zu weilen gedachte. So entwickelten sich schon erste Ansätze einer Filesharing Community. Nicht selten bekam man Instant Messages, in denen man gefragt wurde, ob man noch weitere Songs vom entsprechenden Künstler besaß.
Napster war ein Meilenstein, aber es war nicht unbedingt das benutzerfreundlichste Programm auf Gottes schöner Erde. So dauerte es nicht lange, und Tools von Dritten tauchten auf, die das Tauschen mit Napster erleichterten. Napigator ermöglichte es beispielsweise, sich selbst auszusuchen, auf welchen Napster Server man verbunden werden wollte. So war es möglich, auch auf inoffiziellen Servern zu suchen, oder aber auf dem Server mit den meisten Songs.
Doch wie so oft bei rasanten Aufstiegen, kam auch bei Napster der Fall ziemlich rasch und unerwartet. Ausgelöst wurde das ganze von einer ziemlich bekannten Metal Band, Metallica, denen es nicht passte, dass ihre Songs so eifrig weitergegeben wurden. Das resultierende Gerichtsverfahren und das damit verbundene Medienecho sorgten natürlich erst einmal für noch mehr tauschfreudige User. Und natürlich blieb das ganze auch von der Community nicht unkommentiert. Die Leute von Camp Chaos drückten ihre Gefühle durch einige Cartoons mit dem Namen Napster Bad aus. Wir, die mittlerweile alteingesessenen Napster User, tauschten fleißig weiter und freuten uns über die, von den Medienberichten angelockten, Neuzugänge, bis schließlich Ende 2001 alle offiziellen Napster Server endgültig offline gingen.
Ende?

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