Der vierte Tag begann festivalüblich. Das bedeutet im allgemeinen geschätzte 50°C im, und eine fröhlich trinkende Runde vor dem Zelt. Diese Umstände bewegten mich schlussendlich doch dazu, meinen Schlafsack zu verlassen, und mich den Bacci-Cola-Horn Trinkern anzuschließen. Es war ein guter Morgen, um ihn mit Bacci zu beginnen, jedenfalls für die meisten von uns. Einer hatte jedoch offensichtlich die Macht des Horns unterschätzt, was zu einigen Lustigen Einlagen führte. Zum Beispiel wurde jeder, der den Satz “Du bist nicht betrunken, solange du noch liegen kannst, ohne dich festzuhalten” immer für einen blöden Spruch gehalten hat, eines besseren belehrt. Außerdem lernten wir die Probleme kennen, die auftreten, wenn man versucht, im Liegen eine Mineralwasserflasche zu öffnen und auch gleich daraus zu trinken. Doch abgesehen von dieser komödiantischen Einlage passierte am Vormittag nicht wirklich viel besonderes. Ich unterbrach das Trinken nur mal kurz für eine Fototour durch unsere nähere Nachbarschaft, kehrte dann aber wieder zur Tagesordnung zurück. Pünktlich zu Mittag förderte einer unserer Mitcamper etwas aus seinem Gepäck, das ürsprünglich mal Saure Apfelringe gewesen war, doch aufgrund der Temperaturen seine Form spontan geändert hatte. Irgendwie war es nun nur mehr ein großer saurer Apfelring, aber aufgrund der Tatsache, dass man ihn von seiner Packung nicht mehr trennen und/oder unterscheiden konnte, war’s auch nicht mehr wirklich ein Ring. Wir haben dann spontan definiert welcher Teil nicht zur Packung gehört, und den schlussendlich gegessen.
Und plötzlich bekamen wir überraschenden Besuch. Diesmal waren es aber keine alten Festivalkollegen, sondern vielmehr eine Art Insekt. Wir haben es dann Sepp genannt und manchmal auch “Kleiner, behaarter Flugelefant”. Was es genau war konnten wir leider nicht herausfinden. Es war auf jeden Fall sehr zutraulich und hat uns nicht gestochen (glaub ich zumindest). Kurz nachdem uns Sepp verlassen hatte, traten auch Raffi uns seine Kollegen den Heimweg an. So wurde es schon sehr viel leerer in unserem Camp. Aber nicht lange, denn schon nach kurzer Zeit schneiten zwei Kössner vorbei. Deren Behauptung, “Dem Land Tirol die Treue” sei von einem Schwoicher geschrieben worden, wurde natürlich sofort widerlegt. Zwar mit wenigen Argumenten und viel mehr Lautstärke, aber immerhin. Was dann folgte, war ein Bibelkapitel, vorgetragen von einem der beiden, während der andere immer wieder “Bis dass der Himmel schwarz ist und die Vögel zu Fuß gehen müssen” dazwischenrief. Ich hab mich komplett niedergelacht! Aber auch diese beiden haben uns wieder verlassen (sehr zur Freude einiger unserer Campmitglieder). Wir haben weitergetrunken, herumgedöst und versucht, Jimmy’s Brust zu enthaaren, bis wir dann schließlich so gegen Vier Uhr Nachmittags zur Blue Stage runtergingen (wobei man für das Verwenden des Begriffes “runter” im Burgenland sehr viel Phantasie benötigt). Dort angekommen zog es uns gleich in den Cooler. Und worauf fiel mein Blick beim Verlassen desselben? Auf Carmen und ihre Kolleginnen, die dort auf den Sitzkissen Platz genommen hatten. Hätte ich mir nie gedacht, dass ich auf einem Festival mit 50.000 bis 60.000 Leuten ausgerechnet die Mädels aus der Arbeit treffe. Aber es war so! Ich riss mich dann aber doch los und begab mich zu den anderen, die am hintersten Wellenbrecher saßen. Und dort sollte ich auch die nächste Zeit bleiben, nämlich um den Donots und den H-Blockx zu lauschen. Das aber eher passiv. Eigentlich war ich ja damit beschäftigt, noch ein paar Fotos zu schießen. Unter anderem von einem Mädel, dass Daniel und ich ursprünglich zum entblößen ihrer Oberweite überreden wollten. Im Nachhinein betrachtet wären am Areal sicher einige Mädels dazu bereit gewesen, wenn wir das Ganze nur motiviert genug durchgezogen hätten. Aber mei…
Als die H-Blockx dann das Feld für “Less than Jake” räumten, entschied ich spontan, es sei für mich an der Zeit, ein wenig auszuruhen. Da ich “Flogging Molly” aber nicht versäumen wollte, war der Zeltplatz keine Option. Also hab ich mir im hinteren Bereich eine flauschig, lauschige Stelle gesucht und mich dort ein wenig aufs Ohr gehauen (ich hatte eh schon Angst, dass irgend so ein Sani mich aus lauter Hilfsbereitschaft aufweckt, und mich fragt, ob’s mir gut geht. Ist aber gottseidank nicht passiert) und mich einigen seltsamen Träumen gewidmet.
Eine gute halbe Stunde später holte mich meine innere Uhr dann zurück in den Festivalalltag, worauf ich zum wach werden gleich die drei Mädels hinter meinem *Schlafplatz fotografiert habe. Danach bin ich wieder nach vorne an den Wellenbrecher zum Rest unserer Truppe. Dort traf ich unter anderem auf zwei liebreizende Mädels, von denen mir natürlich auch die Namen entfallen sind (das nächste Mal schreib ich sie mir auf). Wir haben mit denen dann ein bisschen über Gott und die Welt geredet. Ach ja, Ausweiskontrollen, obwohl man eigentlich schon viel zu alt dafür ist, waren auch mal kurz ein Thema. Bis schließlich “Flogging Molly” die Bühne betreten haben. Kurz nach Acht war’s da. Meine Erwartungen, auf das Konzert bezogen, waren eher niedrig gehalten, weil ich Flogging Molly schon seit längerem kannte, sie mir aber noch nie richtig gefallen hatten. Von CD kamen sie mir immer ein wenig langweilig und eintönig vor. Nun, was soll ich sagen, das Konzert hab mich eines besseren belehrt. Von Langeweile kann keine Rede sein! Das Publikum war von Anfang an voll mit dabei. Aber nicht nur irgendwelche vereinzelten Fans, wie man es eigentlich von mittelmäßig bekannten Bands erwarten würde, nein, das gesamte Publikum. Und das wurde größer und größer. Am Höhepunkt des Konzerts waren so viele Leute am Areal, dass man hinter dem letzten Wellenbrecher (wo wir standen) noch problemlos Crowdsurfen konnte. Und auf die Idee kamen einige. Die beiden Securities an besagtem Wellenbrecher hatten alle Hände voll zu tun die ankommenden Massen wieder auf festen Boden zu stellen. Trotzdem ließen sie sich zwischendurch zu einem sehr kurzen aber doch deutlich zu erkennenden Pogo hinreißen. Tja, irische Musik, da kann man einfach nicht stillstehen. Genial! Besonders, als das Publikum ehrfürchtig im Takt von “Whistles the Wind” hin und herwogte, während die Sonne langsam am Horizont versank. Ein Meer aus tausenden golden glänzenden Armen. Wie muss das wohl für die Leute auf der Bühne ausgesehen haben. Aber so sehr ich auch schwärme, um zu verstehen, wie großartig die Stimmung bei diesem Konzert war, muss man dabei gewesen sein.
Keine Ahnung wie viele Zugaben schlussendlich gegeben wurden, aber irgendwann war leider auch die letzte vorbei und “Flogging Molly” verließen endgültig die Bühne. Flo und die anderen waren der Meinung, es sei das Beste, ins Camp zurückzukehren, da es gar nicht mehr besser werden könne. Und das taten sie dann auch. Ich hingegen hatte noch zwei Bands, die ich keinesfalls verpassen wollte, weswegen ich auch weiter nach vor in die Menge bin. Dort hab ich dann aufgrund der riesigen Flogging-Molly-Staubwolke ziemlich niesen müssen, worauf mir zwei Mädels sehr freundlich “Gesundheit” gewünscht haben. Die hab ich dann gleich fotografiert. Außerdem hab ich noch Fotos vom Horizont gemacht, und von der wartenden Menge. Einen Wodka Lemmon hab ich mir auch noch geholt (war nicht mein einziger am Nova Rock 2007) und dann ging’s los, mit “Mando Diao”. Nettes Konzert, aber irgendwie kam mir der Publikumskontakt nicht so besonders vor. Aber spielen können sie. Aber wirklich gut war die Stimmung nur bei den bekannten Songs, dazwischen verhielt sich die Mehrheit der Menge eher ruhig.
Als dann die Umbaupause für “The Killers” kam, nutzte ich die Zeit, um ein paar eklige Fotos zu machen und mir noch einen Wodka Lemmon zu holen. Und um noch mehr Fotos zu machen, aber nicht mehr ganz so eklige. Dann war’s endlich soweit! Die Band, auf die ich schon lange gewartet hatte: “The Killers”. Leider traue ich mir kein objektives Urteil über das Konzert zu. Mir hat’s jedenfalls gefallen. Das lag teilweise an den unzähligen Songs, bei denen ich mitgesungen habe, und teilweise wohl auch an den unzähligen Wodka Lemmon die ich an diesem Tag getrunken habe. Und an dem einen Bier natürlich auch.
Ein Uhr war’s, als “The Killers” ihr Konzert beendeten und die Meldung: “See you at Nova Rock 2008” auf den Videowalls erschien. Zu diesem Zeitpunkt hab ich mir noch schnell ein paar Nudeln vom Wok Stand geholt und bin dann in Richtung Camp aufgebrochen. Auf dem Weg dorthin kam ich an einigen umgeworfenen Dixies vorbei, und an Feuerwehrautos. Im Nachhinein betrachtet war der Satz: “Wo brennt’s denn”, den ich einem Feuerwehrmann nachgerufen habe wohl ein wenig unangebracht. Es haben aber anscheinend einige Zelte gebrannt. Ein Sofa anscheinend auch, obwohl ich nicht weiß, wo das hätte herkommen sollen. Als nächstes traf ich ein paar Leute, die anscheinend ziemlich Aggressionen gegen ihr Zelt hegten. Das zeigten sie ziemlich deutlich, indem sie mit den zugehörigen Zeltstangen darauf einschlugen. Etwas weiter in Richtung Camp traf ich erneut auf eine Gruppe von Leuten, die auf irgendwelche Dinge einschlugen. Diesmal war’s aber mehr Perkussion als Zerstörung. Nachdem ich dem Konzert eine Weile gelauscht hatte, bin ich aber doch weiter in unser Lager. Dort traf ich auf die altbekannte Truppe, oder vielmehr, auf den Teil der altbekannten Truppe, der sich noch nicht schlafen gelegt hatte. Und zu allem Überfluss stieß dann auch noch Biba, unser Nachbar und Musiker vom Nova Rock ’06 zu uns, um ein wenig zu singen. Aufgrund meines Heldenhaften Einsatzes bei “The Killers” war meine Gesangsstimme jedoch ein wenig angeschlagen. Aber da ich ja sowieso nicht singen kann, war das wohl eher nebensächlich. Jedenfalls haben wir dann noch ein wenig musiziert und haben uns dann endgültig zur Ruhe gelegt.
Nova Rock ’07 – Day 4
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