Tag Nummer Vier, der letzte Tag im Leben meiner Kamera, begann wie immer viel zu früh. Diesmal zog unsere Truppe verhältnismäßig geschlossen rein nach Tolmin, auf einen Kaffee und vielleicht ein paar Bier und möglicherweise ein paar Toilettenbesuche. So um Zehn Uhr herum war’s, als wir in einem nicht so gemütlichen Cafe saßen, nicht so wirklich guten Kaffee tranken und ziemlich einstimmig der Meinung waren, ein Lokalwechsel wäre von Nöten. Das Lokal unserer Begierde (das mit dem “Besten Kaffee der Welt”), war diesmal hoffnungslos überfüllt, aber mit etwas gutem Willen schafften wir es dennoch, einen Tisch zu ergattern. Auch wenn nicht alle von uns wirklich sitzen konnten. Machte aber nix. Es hat ja dann auch nicht wirklich lange gedauert, bis eine der großen Zeltfestbänke frei wurden und wir endlich wieder alle einen Platz hatten. Das war sozusagen der Anfang vom Ende. Dabei begann alles recht harmlos. Mit einem Frühstück aus Schinken, Käse und Brot, welches Philipp und Co herbeigeschafft hatten. Wärend dieses Mahls schwenkten einige unserer Leute schön langsam von Kaffee und Wasser wieder auf Härteres um. So drängte sich still und heimlich wieder unser alter Freund, der 1.70? Wodka Juice, in den Mittelpunkt.
Am Nebentisch waren mittlerweile einige bekannte Gesichter aufgetaucht. Nämlich Alesh nebst ein paar anderen trinkfreudigen Kollegen. Ich glaub ein Schwede war auch dabei.
Was mir während unseres freudigen Trinkens immer mehr auffiel, war der zunehmende Unwille meiner Kamera, irgendwelche Bilder scharfzustellen. Und diesmal hatte es ausnahmsweise nichts mit alkoholbedingten Ausfallerscheinungen meiner Visuellen Warnehmung zu tun. Schon den ganzen Tag war meine S3IS ein wenig fotofaul gewesen, aber langsam wurde es fast unmöglich, sie zum Auslösen zu bewegen. Ein Gruppenfoto ging sich noch aus, ein paar Sauffotos, ein paar “Wir bemalen Maleen und Dave” Fotos und Fotos von dem Mädel, dessen Freundes Ärger einer unserer Osttiroler auf sich gezogen hatte, weil er sie mit Bussi Links Bussi Rechts begrüsste, was in Slowenien anscheinend nicht so wirklich üblich ist, wie ich von ihr erfuhr. Zudem wurde mir erklärt, das Alkoholverbot für unter 18jährige würde für die Dauer des Festivals nicht so streng gesehen, was die Minderjährigen Tolmins sehr erfreute.
Nachdem ich mit dem Mädel ausgiebig geplaudert hatte (so ausgiebig, wie es ihre und meine Englischkenntnisse eben zuließen), gesellte ich mich, bewaffnet mit noch ein paar von den Sonnengelben Freudenspendern um 1.70, wieder zu unserer Truppe. Und auch der Nachbartisch wurde zunehmend involviert.
Der Rest des Tages ist mir leider nicht mehr wirklich so gut in Erinnerung, wie er sein müsste, damit ich ihn angemessen beschreiben könnte. Also nehme ich die Erzählung am besten an der Stelle wieder auf, wo sich der Schleier aus Wodka und Bier wieder ein wenig lüftet. Main Stage Areal wars. Obwohl ich glaube, die Zeit vorher großteils im Camp verbracht zu haben, traue ich mich nichts zu beschwören. Die Regenschauer des Nachmittags legen jedenfalls so eine Vermutung nahe. Aber wie gesagt wird meine Erinnerung erst am Main Stage Areal wieder so richtig deutlich, knapp vor Helloween (der Band, nicht dem amerikanischen Feiertag, den man mit ‘a’ schreibt), während des Soundchecks. Ich stand am Barzelt mit Martin (oder Domi) und machte eine Bemerkung von wegen, wenn ich der Roadie wäre, würde ich ganz laut “Arschpudern” ins Mikro schreien, weil’s ja sowieso nur die Hälfte der Leute verstehen könnte. Lustigerweise schallte nur wenige Augenblicke später ein lautes “Knulla Rumpan” durch das ganze Areal. Der Roadie hatte also Humor und konnte allem Anschein nach auch noch Gedanken lesen!
Wie es genau zuging kann ich nicht sagen, aber irgendwie waren knapp vor Beginn des Konzertes dann meherer unserer Leute im Barzelt versammelt. Domi und ich, unseres Zeichens treue Fans des guten alten Metals, mussten natürlich ganz nach vorne in die Menge. So liefen wir also in Richtung Bühne los, während sich zur gleichen Zeit die Leute vor der Bühne, aufgrund des spontan einsetzenden Regens, zu einer entgegengesetzten Bewegung entschieden. Das muß von hinten ziemlich lustig ausgesehen haben. So in etwa wie eine sehr, sehr unfaire mittelalterliche Schlacht.
Wir hielten natürlich das gesamte Konzert lang die Stellung an vorderster Front und ließen zu den bekannten Texten voller Innbrunst unsere engelsgleichen Stimmen erklingen. Ach ja, und ein bisschen geheadgebangt haben wir auch. Genaugenommen haben wir und der Rest der regenresistenten Fans uns die Seele aus dem Leibe gebangt.
Leider kommen hier wieder ein paar Erinnerungslücken. Ich hab irgendwie Peter getroffen (den Ralf Schumacher) und bin mit ihm bei Ministry gelandet. Ebenfalls in den vorderen Reihen. Diesmal aber mit weniger Regen und weniger Mitsingen. Dafür aber mit mehr Headgebange und viel mehr Gepoge. Schräg, die Ministry Version von “What a wonderful World”!
Die Heimkehr ins Camp gestaltete sich ein wenig feucht. Auf den Waldwegen hatten sich nämlich ziemlich große Pfützen gebildet, denen Peter im Dunkeln auszuweichen versuchte, während ich einfach mittendurch lief. Über unsere Tätigkeiten nach der Rückkehr ins Camp ist mir leider nicht mehr wirklich viel bekannt. Nur, dass unser Mastensignal aufgrund der übermässigen Feuchtigkeit ein wenig schneller lief, als geplant.
Soweit zum Tag 4.
Metal Camp ’08 – Day 4
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